Forderungen zur Schul- und Bildungspolitik des MKV

Als Referent für Schul- und Bildungspolitik im MKV habe ich zum heurigen Pennälertag in Villach folgenden Antrag gestellt, der mit großer Mehrheit angenommen wurde:

5 Forderungen zur Schul- und Bildungspolitik des MKV

1. Die beste Ausbildung für zukünftige Lehrer!
Österreichs Konferenzzimmer stehen vor einem Generationenwandel. Um junge Menschen für den Lehrerberuf motivieren zu können, braucht es neben einem positiven Image auch attraktive Rahmenbedingungen. Eine optimale Lehrerausbildung kann aus Sicht des MKV nur schulartenspezifisch erfolgen, für die höheren Schulen soll sie jedenfalls an Universitäten absolviert werden müssen.
Mit der Lebenszeit junger Menschen ist sorgsam umzugehen. Daher soll am Beginn eines Lehramtsstudiums mittels standardisierter Tests die Eignung und die Begeisterung für den Beruf als Lehrer abgeklärt werden. Aufbauend auf einer fundierten fachlichen und fachdidaktischen Ausbildung soll eine Schulung im pädagogisch-sozialen Bereich mit Schwerpunkt auf Softskills wie Rhetorik und Konfliktmanagement anschließen, um so junge Menschen optimal auf den Schulalltag vorzubereiten.

2. Begabungsförderung zum Schwerpunkt machen!
Besondere Talente müssen zur vollen Entfaltung gebracht werden können, denn Österreichs Wohlstand von morgen ist auf sie angewiesen. Dazu braucht es nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern vor allem auch speziell für das Erkennen und Fördern von Hochbegabungen ausgebildete Lehrkräfte sowie die dafür notwendigen Ressourcen. Aber auch junge Menschen, die besonderen Förderbedarf haben, müssen diese gezielte Förderung weiterhin erhalten! Auch wenn sie mit deutlich höherem Personalaufwand verbunden ist. Österreichs Sonderschulwesen leistet einen wichtigen und unersetzbaren Beitrag, der weder einer Inklusionseuphorie noch dem Sparstift geopfert werden darf.

3. Schulautonomie stärken!
Österreichs Schulen muss wesentlich mehr Autonomie bei der Verwendung ihrer Mittel eingeräumt werden. Die ausschließliche Finanzierung des Schulsystems über „Kopfquoten“ ist nicht mehr zeitgemäß, vielmehr sollen jeder Schule entsprechend ihres sozioökonomischen Hintergrunds die dafür notwendigen Budgetmittel und Personalressourcen zur Verfügung stehen. Aber auch in der inhaltlichen Ausrichtung der Schule muss den Schulpartnern vor Ort mehr Mitspracherecht eingeräumt werden, insbesondere bei ganztägigen Betreuungsangeboten, der geplanten Zentralmatura und bei Direktorenbestellungen.

3.1 Hochwertige und flexible Betreuungsplätze statt verpflichtender Ganztagsschule!
Qualität hat auch hier Vorrang vor Quantität. Nicht überall ist der Bedarf an ganztägigen Schulformen und Betreuungsangeboten gleich, große Unterschiede werden etwa zwischen Schulen in städtischen und ländlichen Regionen deutlich. Daher fordert der MKV Wahlfreiheit und flexible, auf die Bedürfnisse der Eltern Rücksicht nehmende Schul- und Betreuungsangebote. Voraussetzung dafür ist eine massive Investition in die bestehende Infrastruktur an vielen Schulstandorten (Stichwort Schulbau, Stichwort Bewegungsmöglichkeiten).

3.2 Mit teilzentraler Matura Schulschwerpunkte berücksichtigen!
Im Zuge der heurigen Zentralmatura, die in einigen Fächern erstmalig durchgeführt wurde, zeigten sich sowohl im Unterrichtsministerium als auch im für die Durchführung der Zentralmatura zuständigen BIFIE organisatorische Pannen und inhaltliche Schwächen der Sonderklasse. Unter solchen Bedingungen ist an eine Zentralmatura an allen AHS-Standorten im nächsten Jahr nicht zu denken. Der MKV wiederholt seine Forderung, dass im Rahmen einer „teilzentralen“ Reifeprüfung in einem ersten Teil der Klausuren Grundkompetenzen bundesweit gleich abgefragt werden sollen, dass aber darüber hinaus in einem zweiten Teil für unterschiedliche Schulschwerpunkte unterschiedliche Fragestellungen möglich sein müssen!

3.3 Direktorenbestellungen transparenter machen!
Je breiter die Entscheidungsbasis und je transparenter der Findungsprozess bei Direktorenbestellungen abläuft, desto besser können diese im Sinne einer erfolgreichen Schule wirken. Der MKV fordert daher, dass auch Schülerinnen und Schüler in den Prozess der Direktorenbestellung eingebunden werden.

4. Politische Bildung als Pflichtfach!
Regelmäßig wird durch Befragungen ein erschreckendes Unwissen im Bereich der Politik und der Staatsinstitutionen sichtbar. Dem soll mit einem Pflichtfach „Politische Bildung“ Rechnung getragen werden. In diesem Fach soll das Zusammenwirken der einzelnen Ebenen und Institutionen von der Gemeinde ausgehend bis zur Europäischen Union gelehrt werden. Keinesfalls darf aber das Fach „Politische Bildung“ für Ideologisierung oder gar Indoktrinierung missbraucht werden.

5. Bildungsdefizite nicht vertuschen!
Die Unterrichtministerin lässt verlauten, dass sie nun doch die PISA Studie im Jahr 2015 durchführen möchte, allerdings alle anderen Studien wie etwa PIRLS und TIMSS am Ende der Volksschule oder die Bildungsstandards in der 4. Klasse Volksschule und in der 4. Klasse AHS bzw. NMS/HS weiterhin gestrichen bleiben. Der Grund liegt auf der Hand: Diese Studien belegen, dass Bildungsdefizite vor allem im ersten Lebensjahrzehnt entstehen, dass diese aber im Zeitfenster von 10 bis 14 Jahren durch das differenzierte Schulsystem signifikant verringert werden können. Der MKV fordert daher die Unterrichtsministerin auf, neben der PISA-Studie auch alle weiteren internationalen Bildungsstudien durchführen zu lassen!