Wes Brot ich ess, des Lied ich sing

Manchmal gibt es auch im ORF sehr erhellende Momente. In der sonntäglichen Diskussionssendung „Im Zentrum“ war dieses Mal das Verhältnis zwischen Politik und Medien Thema. Anlass dafür waren die Rücktritte der Chefredakteure Nowak (Die Presse) und Schrom (ORF), nachdem Chats von ihnen mit dem ehemaligen Vizekanzler Strache bzw. Thomas Schmid bekannt gemacht wurden. Alle Diskussionsteilnehmer sahen zwar im konkreten Fall eine rote Linie überschritten, lobten aber die beruflichen Qualitäten der beiden Zurückgetretenen. Eine solche Objektivität wäre von den gleichen Personen auch bei Rücktritten von Politikern in der Vergangenheit angezeigt gewesen. Aber anscheinend gelten da andere Maßstäbe …

Wirklich interessant wurde es aber, als man auf die so genannten Politinserate zu sprechen kam. Die Grünen-Abgeordnete Blimlinger berichtete, dass die Politik eine Deckelung der Politinserate angedacht hatte, dies aber am Widerstand der Medien scheiterte. Damit demaskierte sie die mehr als durchsichtige Haltung der Medien. Nach dem Motto „pecunia non olet“ nimmt man natürlich jedes Inserat oder sonstige Förderung aus dem Politikbereich, nach außen hin gibt man sich trotzdem transparent, objektiv und unabhängig, kontrolliert aber diese Transparenz, Objektivität und Unabhängigkeit – wenn überhaupt – ausschließlich mit internen, für Außenstehende nicht nachvollziehbaren Mechanismen. Da ist es dann zum „wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ nicht mehr weit.