Microsoft und die Dienstemailadressen der Lehrer

Nachdem seit Jahrzehnten Schulen und teilweise auch ganze Bundesländer für ihre Lehrerinnen und Lehrer dienstliche Emailadressen zur Verfügung stellen, macht sich – zwar mit einiger Verspätung, aber immerhin – auch das Bildungsministerium auf diesen Weg, wie man in einem Rundschreiben vom 3.11.2017 nachlesen kann. Wenn es schon keine ordentlichen Arbeitsplätze oder passende Endgeräte für Lehrerinnen und Lehrer gibt, dann zumindest eine bundesweit einheitliche Emailadresse nach dem Muster vorname.nachname@bildung.gv.at, könnte man auf den ersten Blick meinen.

Doch wie so oft, trügt auch hier der erste Eindruck. Denn wer im Vertrauen auf die seriös wirkende Domain „bildung.gv.at“ glaubt, dass das Bildungsministerium für die mehr als 40.000 Bundeslehrerinnen und -lehrer die technische Infrastruktur in Form von Emailservern in Österreich zur Verfügung stellt, der irrt. Lehrerinnen und Lehrer, die sich wie vorgesehen ab morgen für die neue Emailadresse registrieren, finden sich relativ rasch auf der Microsoft-Webapplikation „Outlook.com“ wieder. Offenbar hat das Bildungsministerium die Administration und den Betrieb der Dienstemailadressen an den Großkonzern Microsoft ausgelagert.

Und damit Microsoft auch das Alleinstellungsmerkmal im Bundeslehrerbereich erhält, wird in besagtem Rundschreiben und den zugehörigen Dokumenten gleich mitverordnet, dass

  • mit 1.1.2019 alle bisherigen Dienstemailadressen ihre Gültigkeit verlieren (bis dahin darf man von dort gnädigerweise eine Weiterleitung auf die neue bildung.gv.at-Adresse einrichten),
  • eine Weiterleitung von der bildung.gv.at-Adresse auf eine andere schulische oder private Emailadresse nicht zulässig ist,
  • das Abrufen dieser Adresse nur über das Microsoft-Produkt „Outlook Office 365“ oder die Microsoft-eigene Webapplikation „Outlook.com“ technisch machbar sein wird.

Uneigennützig, wie der Microsoft-Konzern nun einmal ist, wird er sicher keinen Gebrauch der sich dadurch eröffnenden Möglichkeiten (von der gezielten Bewerbung hauseigener Produkte bis zum maschinellen Auslesen der dienstlichen Emailkommunikation aller österreichischen Bundeslehrerinnen und -lehrer) machen. Ob das Bildungsministerium Microsoft für die Administration und den laufenden Betrieb der Dienstemailadressen bezahlt und wenn ja, in welcher Höhe, ist nicht bekannt.

Als allerdings vor einigen Jahren bekannt wurde, dass BIFIE-Daten inklusive der Emailadresse vieler Lehrerinnen und Lehrer auf rumänischen Servern frei zugänglich liegen, kam die damalige Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek gehörig ins Schwitzen. Zu Recht, wie ich meine. Nun scheint es niemanden zu stören, dass man nicht einmal das Land kennt, in dem die Microsoft-Server mit der dienstlichen Kommunikation tausender österreichischer Lehrerinnen und Lehrer stehen.